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Auf Chapala’s Spuren

Besuch in einem Altenheim

Meine Ur-Oma Chapala von Heijak hat in der Geriatrie-Abteilung des Spitals Grosshöchstetten ihre Arbeit verrichtet.  Ihr glaubt mir das nicht? Es stimmt aber, sie hat sogar ein Arbeitszeugnis bekommen. Nun tritt meine Nichte Chayenne vom fünfzinnigen Hochzeitsturm in ihre Fußstapfen und erfreut betagte Menschen in einem Alten- und Pflegeheim. Natürlich habe ich es mir nicht nehmen lassen, sie dort zu besuchen. Ein Mal pro Jahr heißt es "Tag der offenen Tür", die beste Gelegenheit für mich, das Ganze zu inspizieren. Kaum sind wir da, werden wir auch schon liebevoll begrüßt.


Die Bewohner haben gemeinsam mit ihren Betreuern auch Einiges vorbereitet. So können wir auf Stellwänden viele alte Bilder betrachten, Geschichten lesen und somit Teil haben an den Erinnerungen aus der Kindheit der Personen, die heute hier ihr neues Zuhause gefunden haben. Es sind Geschichten vom Krieg und Hunger, aber auch vom Alltag, der Schule, der Familie.


Auch alte Bücher und andere Erinnerungsstücke berichten aus einer längst vergangenen Zeit. Doch es ist nicht wie in einem Museum, nicht so weit entfernt, nicht so unpersönlich und gefühlskalt. Wir sind mittendrin, alles wirkt nicht nur, es ist zum Anfassen. Die Zeitzeugen erzählen ganz private, ja intime Geschichten. Irgendwie kommt man sich vor, als ob es die eigene Großmutter oder der eigene Großvater wäre.


Und dann machen wir eine Zeitreise über ein paar Jahrzehnte in die Gegenwart. Womit beschäftigen sich die Personen heute? Wie sieht ihr Tagesablauf aus?

Handarbeit und Bewegung werden neben Lesen und gemeinsamen Abenden groß geschrieben. Vergessen sind da die eigenen Wehwehchen, die schwachen Augen, vergessen vielleicht auch die Einsamkeit, die Seltenheit der Besuche.


Manche der Heimbewohner können nicht mehr aufstehen, können kaum an gemeinsamen Veranstaltungen teilnehmen. Doch kommt der Prophet nicht zum Berg, so muss der Berg zum Propheten. Chayenne hat da keine Probleme, schließlich soll jeder was davon haben. Um gestreichelt zu werden und zu schmusen braucht es nur eines kleinen "hopp".  Und dann legt sie sich auch mal hin, nimmt sich die Zeit, den Augenblick, der beiden soviel Freude bereitet.


Übrigens bin ich bereits angekündigt worden.  Chayenne kennt hier jeder, mich keiner. Doch alle wissen bereits, heute ist Chayenne's Onkel da. Ich werde von allen freundlich begrüßt, lasse mich streicheln und bekomme von dem einen oder anderen auch ein Leckerli. Doch eins muss ich klarstellen, Schokolade und Pralinen esse ich nicht, die sind schlecht für meine Zähne.


Doch wir sind heute nicht nur zum Vergnügen hier. Ein kleinwenig Arbeit ist angesagt, ein paar Kunststückchen zeigen, ein paar Übungen durchführen. Wie ihr sehen könnt, mache ich das aber mit links. Pfötchen geben hat man mir schon im Welpenalter beigebracht, eignet sich besonders gut zum Aufwärmen. Übrigens heißt bei mir das linke Pfötchen "die Andere". Warum? Weil ich immer mit rechts anfange. Und welche ist dann die Linke? Die Andere. Stelle mir gerade vor, wenn sich die eine Partei nun auch umbenennen würde... Lieber nicht!


Haben Kinder Angst vor Hunden oder haben Hunde Angst vor Kindern, beides lässt sich wegtrainieren. Bastian ist noch etwas schüchtern, schließlich kennt er mich nicht. Doch schaut mal, wie toll ich das mache, immer Blickkontakt halten und auf Befehle warten. Wer hätte das gedacht, dass ich mit jemand anderen wie Frauchen oder Herrchen spazieren gehe. Kleinfrauchen Samira schaut auch ganz erstaunt.


Und dann darf ich noch ein paar Sachen zeigen, z.B. Peng und die Rolle. Nicht nur Bastian schaut mir zu, auch das Betreuungspersonal bleibt einen Augenblick stehen. Es wird zwar nicht vor Begeisterung geklatscht, doch eine Zugabe will jeder sehen und ein Gefühl der Anerkennung spüre ich auch.


Dann geht es aber wieder zu den Heimbewohnern, ein versprochener Haus(Zimmer)besuch ist angesagt. Frau G. hat früher selbst Hunde gehabt und alle hörten auf den gleichen Namen "Schätzchen".  Habe kein Problem damit, höre selbst auch auf diesen Namen. Schnell merke ich, dass wir uns prima verstehen, wir schwimmen auf der gleichen Welle. Also habe ich auch kein Problem, mich richtig durchknuddeln zu lassen.


Chayenne zeigte mir auch, wie sie es macht. Ich muss sagen, ich habe ihre Arbeit ganz schön unterschätzt. Der Tag hat nicht unendlich viele Stunden und an Heimbewohnern sind doch einige da. Es ist schon anstrengend, jedem gerecht zu werden und keinen zu bevorzugen oder zu vernachlässigen. Hut ab Cousin'chen, das machst Du prima!


Übrigens Frau G. wird in ein paar Tagen 100. Ja, Ihr habt es richtig verstanden, ein hundert Jahre. Ein Geschenk haben wir zwar nicht mitgebracht und im Voraus zu gratulieren, das  gehört sich nicht! Doch wir improvisieren schnell und führen ein paar Kunststückchen vor. Öhrlie geben gehört natürlich auch dazu und führt zu einem herzhaften Lachen...


Leider ist der Tag schneller zur Ende als uns allen lieb sein mag. Es hat mir sehr, sehr viel Spass und Freude bereitet, die Menschen hier aufzuheitern. Und ich bin mir sicher, nein das ist ein Versprechen, dass ich wieder kommen werde.

 


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