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Der Pate und mein 1. Geburtstag

Wie schnell doch die Zeit vorbei geht. Noch vor ein paar Wochen durfte ich mit Nachwuchsmafiosis in der Welpenspielstunde und auf der Wiese spielen, jungen Mädchen hinterher pfeifen/bellen und groben Unfug anstellen. Die vielversprechende Laufbahn eines Jungkriminellen wurde aber durch meine Festnahme und Inhaftierung zerstört. Man hat mich erwischt und ich kam hinter Gitter. Jetzt sitze ich meine Strafe ab.


Doch heute habe ich Hafturlaub, ich feiere meinen ersten Geburtstag. Es ist ein besonderes Ereignis nicht nur für meine Geschwister und mich, auch für unsere Ziehfamilie. Der ganze Clan und der Pate wurden nach Darmstadt, einen Vorort von Neapel, eingeladen. Im Kreise der Familie soll dieses Ereignis gebührend gefeiert werden. Aber es gilt auch Erfahrungen auszutauschen, neue Streiche auszuhecken, gegen die unwürdigen Haftbedingungen zu demonstrieren und Stärke zu zeigen.


Darf ich vorstellen: Der (mein) Pate, Fennek vom Wiehenhorst, in Kreisen bekannt unter dem Namen Sparky! Wer bereits in meinem Tagebuch gestöbert hat, dem ist bekannt, dass meine Geschwister und ich eine schwere Jugend hatten. Ohne den leiblichen Vater kennen gelernt zu haben mussten wir bereits als Kleinkinder unsere vertraute Heimat verlassen. Wir wurden von fremden Zweibeinern  verschleppt und mussten uns danach jeder auf sich allein gelassen durchschlagen. Ich wurde ins Saarland entführt. Doch „die Familie“ hat uns nie aus den Augen verloren, sie hat sich immer um uns gekümmert. Und so wurde der Pate zum Vaterersatz für mich und meine Geschwister.


Doch so ein Camorra-Treffen ist auch nicht mehr das, was es mal früher war. Von wegen Meinungs- und Demonstrationsfreiheit. Ein Großaufgebot an Ordnungshütern raubt uns unsere Rechte, es hindert uns ständig unseren Urinstinkten zu folgen. Zwar können wir auf der Wiese fast ungehindert laufen, doch jede aufkeimende Streitigkeit wird schnell und unnachgiebig unterbunden. Daran kann auch der Pate nichts ändern.


Für die Verpflegung ist aber bestens gesorgt. Leckerbissen gibt es den ganzen Tag, alles was das Herz begehrt. Und auch abends und nachts muss keiner von uns Hunger leiden. Mein Danke an die Organisatoren! Wenigstens Feiern können wir ungehindert und ausschweifend.


So mancher von uns überschätzt schon mal seine Möglichkeiten. Übertriebener Konsum berauschender Substanzen  führt dann zwangsläufig zum Verlust der Gradlinigkeit sowohl in der Fortbewegung als auch in der Artikulation. Da versagen, wie es uns die Darstellung beispielhaft zeigt, sogar die Extremitäten ihre Gefolgschaft.


Doch alles hat ein Ende, am Morgen des folgenden Tages ist die schöne Zeit für mich endgültig vorbei. Nachdem bereits nachts die ersten Mitglieder meiner Familie unter Polizeischutz wieder in ihre Unterkünfte überführt worden sind, muss auch ich gefesselt den Ort der Zusammenkunft verlassen und mich wieder auf den Weg in meine Justizvollzugsanstalt begeben.



Wie soll das nun weitergehen?
Muss ich nun für immer in Haft bleiben?
Gibt es keinen Ausweg aus diesem Dilemma?
 


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